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Cimar Modell 2070MH - Das Ende der großen Unbekannten

Einleitung

Nichts ist mir mehr verhaßt, als im Besitz eines Instrumentes zu sein und nichts darüber zu wissen! Wer damals - also in den späten 70ern und frühen 80ern - als Anfänger nach einer Elektrogitarre suchte, kam leicht in Gefahr, nicht wirklich etwas über seinen Kauf zu wissen. Die Begründung dafür ist recht einfach:

Zum einen hatte man als kleiner Schüler nicht das Geld, um sich eine originale Gibson oder Fender leisten zu können. Folglich kamen nur Produkte der "billigen" Hersteller in Frage. Hier war auch damals schon der Markt recht unübersichtlich und die Grenze zwischen brauchbar und Schrott war fließend. Aus dieser Zeit haben nur wenige Hersteller überlebt. Wer die "unglaublichen" Elektrogitarren von "Asco" noch kennt, ist wohl froh, daß er sie heute nicht mehr kennen muß.

Zum anderen waren, außer ein paar raren Prospekten und manchmal zweifelhaften Aussagen der Verkäufer, kaum Informationen über die Instrumente verfügbar. Darüber hinaus hat einen das in der Regel auch nicht wirklich interessiert. Hauptsache man hatte eine und sie war nicht so teuer gewesen!

Heute sieht das zum Glück ganz anders aus. Im Zeitalter des schnellen Internet hat jeder Hersteller, der auch nur ein wenig auf sich hält, eine entsprechende Präsenz, auf der man zu jeder Zeit mehr oder weniger brauchbare Informationen abrufen kann. Dann sind da noch Foren, User-Groups und diverse Seiten von Privatleuten, die sich mit bestimmten Instrumenten beschäftigen und die Ergebnisse veröffentlichen. Wer heute also unwissend einen Kauf tätigt, ist selber schuld, denn noch nie war es so einfach, sich schnell Informationen und Meinungen zu einem bestimmten Produkt zu beschaffen. Man muß nur wollen!

Im Hinblick auf die Anwendung einer Elektrogitarre ist es gestern wie heute immer noch vollkommen ausreichend, wenn man das betreffende Instrument vor sich hat und am Verstärker ausprobieren kann. Wenn es gefällt, dann sind Namen eigentlich Schall und Rauch. Es gibt natürlich auch unter den Gitarristen Leute, die unbedingt "den Stern auf der Haube" oder die "Ringe am Kühler" haben müssen. Die zahlen dann mit schöner Regelmäßigkeit drauf, denn ihren Namen lassen sich die großen Hersteller gerne auch ohne zusätzliche Leistungen bezahlen!


Der Weg zur Cimar

Des Onkels erste Elektrogitarre war eine wunderschöne weinrote japanische Kopie der Fender "Stratocaster" von "Oakland", wie sie im folgenden Bild dargestellt ist:

Bild 1: Eine Oakland-Strat-Kopie von 1979

Es war der klassische Blindkauf, wie er wohl von jedem Anfänger durchgeführt wird, der einfach nur eine Elektrogitarre haben möchte und nur über beschränkte Kenntnisse und Budget verfügt. Immerhin hatte ich das Glück, mir schon einige Jahre "akustische" Erfahrungen erworben zu haben, aber was heißt das schon? Sie klang, wie eine E-Gitarre wohl klingen mußte, sie sah gut aus (fand der junge Onkel zumindest) und ich konnte sie bezahlen! Im Vorwege hatte ich bereits schon einige andere Strats in einem lokalen Musikgeschäft ausprobiert (ja, so ein typischer Provinzladen mit Orgelunterricht und Hohner-Kindergitarren), aber die sagten mir alle nicht zu, was nicht nur am Preis lag.

Mit 595 DM lag die Oakland schon am oberen Ende der Einsteigerklasse, die damals bei 250 DM begann. Daß man für so einen Preis nur teures Feuerholz erhielt, hatte ich glücklicherweise schon begriffen. Fender und Gibson waren gut, daß hatte ich ebenfalls schon gelernt. Leider konnte ich auch lesen und wußte, was sich in meinem Portemonnaie befand. Also...

Über den Hersteller "Oakland" wußte ich damals nichts und es hat mich ehrlich gesagt auch nicht interessiert. Also her mit dem Teil, einen Koffer noch dazu und 10 Meter Kabel und dann pleite aber stolz nach Hause. Heute ist mir zumindest bekannt, daß viele Oakland-Gitarren ebenfalls in der japanischen Gitarrenmanufaktur Matsumoku produziert wurden. Es wäre aus heutiger Sicht sicherlich interessant, sich dieses Instrument genauer anzusehen. Leider habe ich es 1981 verkauft, um auf meine Aria Pro II ES-700 umzusteigen zu können. Der Käufer, ein ehemaliger Mitschüler von FrauOnkel, bat mich, noch einen Super-Distortion an der Bridge-Position einzubauen. Das war damals auf der Stratocaster sehr modern, weil ein gewisser Edward Van Halen... Das war dann die erste und nach wie vor eine der wenigen Tonabnehmertauschaktionen, die der Onkel bisher durchgeführt hat. Danach... Nun ja, aus den Augen aus dem Sinn...

Man sollte sich gut überlegen, ob man seine erste Gitarre weggeben sollte oder nicht. Meistens bereut man es früher oder später dann doch und so geschah es auch dem Onkel, aber es half ja alles nichts. Heute würde er es nicht noch einmal machen und seine wirkliche Erste steht immer noch im Keller und wird gelegentlich "gestreichelt"! Vor einiger Zeit gelang es jedoch, den Käufer der Oakland ausfindig zu machen. Sie befand sich noch in seinem Besitz, aber oh weh...

Bild 2: "Meine" Oakland-Strat heute

Da hatte sich im Laufe der Zeit doch noch die eine oder andere Veränderung ergeben: Der schöne Lack war ab und darunter kam ein schöner Esche-Koprus zum Vorschein. Die Kopfplatte wurde irgendwann umgesägt und schwarz gefärbt. Als der Käufer dann "erwachsen" wurde, gab es einen originalen Fender-Hals; jetzt allerdings mit Palisandergriffbrett. Das Pickguard wurde auch ersetzt, denn der Humbucker fehlt. Da der originale Tonabnehmer dem Experimentierwahn des jungen Onkels zum Opfer fiel, muß hier zumindest ein anderes Pickup am Start sein. Tja, so kann es gehn! Schade, schade!

Gleichwohl ich mit der ES-700 nach wie vor sehr zufrieden bin, ging mir die Strat doch nicht aus dem Kopf. 1983 habe ich dann zufällig eine braune Stratocaster-Kopie bei Zinngrebe in Hamburg entdeckt. Aufgrund eines Lackschadens, war der Preis von 650 DM auf 495 DM runtergesetzt worden. Daß da noch mehr "im Busche" war, was mir damals aber mangels Erfahrung nicht auffiel, ist hier nachzulesen.

Ich muß wohl etwas zögerlich gewesen sein, denn der Verkäufer beeilte sich mir mitzuteilen, daß Cimar ein Ableger der japanischen Marke Ibanez sei und daß diese Strat baugleich mit der Blazer-Serie wäre. "Ah!", dachte ich, denn sowohl Ibanez als auch die "Blazer" waren mir ein Begriff und da mir das Instrument sowohl vom Klang, als auch von der Handhabung her gefiel, habe ich eben zugeschlagen. Hier ist es:

Bild 3: Die Cimar-Strat von 1983 im baulichen Zustand vom Oktober 2008

Seitdem ist sie für mich immer die "Cimar-Strat" gewesen. Wie man dem Bild entnehmen kann, befindet sie sich heute nicht mehr im Originalzustand. Sie hat im Laufe der Zeit insgesamt 3 Modifikationen über sich ergehen lassen müssen.


Wer oder was ist Cimar?

Wer nach Informationen über Cimar sucht, der wird leider feststellen, daß das Angebot sehr dünn ist. Es gibt im Internet nur wenige Seiten auf denen diese Marke und die entsprechenden Instrumente erwähnt werden. Sie stehen häufig im Zusammenhang mit Ibanez und die Instrumente von Cimar werden dort in der Regel nur am Rande und sehr stiefmütterlich behandelt.

Es gibt leider keine Community oder ein Web-Projekt, welches sich die Instrumente von Cimar auf die Fahne geschrieben hat. Wer also noch ein Forschungsgebiet im Bereich der Gitarrengeschichte sucht, der findet hier ein anspruchsvolles Tätigkeitsfeld. Unlängst sind mir jedoch ein paar Informationen zugeflogen, die geeignet sind, ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Ganz offensichtlich handelt es sich bei Cimar um eine durchaus eigenständige Marke hinter der sich vermutlich auch ein eigener Hersteller verbirgt. Gleichwohl man über die Jahre eine ganze Reihe von Instrumenten findet, die eine direkte Nähe oder gar eine absolute Vergleichbarkeit mit bestimmten Modellen von Ibanez aufweisen, existieren auch eine ganze Reihe anderer Gitarren, die man so niemals bei Ibanez findet.

Nach Aussage von Jeff Hasselberger, einem ehemaligen Elger-Mitarbeiter, der von 1973 bis 1982 auch maßgeblich an der Modellentwicklung bei Ibanez beteiligt war, hat Cimar für Ibanez einige einfache Kopien verschiedener Fender-Instrumente produziert. Im Gegenzug vertrieb "Hoshino" als Eigner der Marke Ibanez unter dem Label "Cimar by Ibanez" einige Modelle aus dem Einsteigerbereich. Damit erklären sich auch die teilweise identischen Modelle beider Hersteller. Hinzu kommt, daß damals wie heute nur eine handvoll Fabriken existierte, welche Instrumente für die verschiedene Vertriebsfirmen und deren unterschiedliche Marken produzierten. Es ist also durchaus wahrscheinlich, daß die "gleichen" Modelle von Ibanez und Cimar nicht nur aus der gleichen Fabrik stammen, sondern unter Umständen sogar aus der gleichen Produktionslinie.

In meinem Datenbestand finden sich erste Hinweise auf Cimar-Instrumente im Jahre 1975. Letzte Informationen stammen aus dem Jahre 1983. Hinweise auf diese Instrumente findet man sowohl im deutschen Sprachraum als auch in Australien. Damit ist gesichert, daß der Hersteller oder die Marke Cimar für zumindest 8 Jahre auf dem Markt durchaus auch weltweit aktiv war. Es handelt sich also definitiv nicht um eine Hausmarke, die speziell für den deutsch Markt geschaffen wurde, wie in einigen Quellen zu lesen ist.

Damit ist natürlich nicht gesagt, daß es nicht noch ältere Instrumente dieses Herstellers gibt. Wann es tatsächlich los ging und wann Schluß mit Cimar war, ist also offen. Damit sollen die allgemeinen Betrachtungen zu Cimar abgeschlossen sein.


Die "Stratocaster" von "Fender" - Der Stoff aus dem Rock'n' Roll ist

Es gibt eine ganze Reihe von bemerkenswerten Elektrogitarren, die im Laufe der letzten 60 Jahre das Licht der Welt erblickt haben. Aber nur eine hat so starken Einfluß auf die Entwicklung der populären Musik genommen, nur eine ist in fast jedem Genre erfolgreich vertreten, nur eine wurde in so großen Stückzahlen bis heute verkauft, nur eine wurde so häufig kopiert, nur eine...

Wenn man heute einem beliebigen Menschen das Stichwort "E-Gitarre" gibt und dann in seinen Kopf schauen könnte, dann würde man dort mit großer Wahrscheinlichkeit das Bild einer "Stratocaster" entdecken! 1954 erstmalig vorgestellt, war sie zunächst "die" Gitarre des Rock'n' Roll. In den 60ern war sie genauso im Surf-Sound wie in der heranwachsenden Rock- und Blues-Szene vertreten. Die 80er Jahre zeigten die "Stratocaster" ebenfalls im Funk und in der Pop-Musik, wo sie zusammen mit "Flanger" und "Chorus" vollkommen neue Sounds ermöglichte. Parallel dazu schaffte sie auch den Sprung zum "Heavy Metal", was unter anderem ihrer Weiterentwicklung zur Superstrat zu verdanken ist. Natürlich wird sie damals wie heute auch von den Musikern der Country-Szene mit Erfolg und Begeisterung gerade wegen ihres "drahtigen" Klanges eingesetzt.

Bei dieser Bandbreite liest sich auch die Liste ihrer Benutzer wie das "Who is Who" der Rock-Geschichte: Buddy Holly, Jimi Hendrix, Jeff Beck, Eric Clapton, Hank Marvin, Rory Gallagher, Ritchie Blackmore, David Gilmour, Mark Knopfler, The Edge, Stevie Ray Vaughan, Edward van Halen, Richie Sambora, Yngwie Malmsteen,... Die Liste ist nicht vollständig und wird es wohl auch nie werden!

Ein Instrument mit einer solchen Popularität unterliegt natürlich permanent der Gefahr, daß es nachgebaut und kopiert wird. Es gibt auch heute noch kaum einen Hersteller von Elektrogitarren, der nicht eine mehr oder weniger genaue Kopie der "Stratocaster" in seinem Programm hat. Nach offiziellen Schätzungen wurde die Strat alleine von Fender bis 1994 in einer Stückzahl von rund 1,5 Millionen Einheiten verkauft. Rechnet man die Kopien anderer Hersteller dazu, so sind 3 bis 5 Millionen Instrumente bis heute keinesfalls aus der Luft gegriffen.

Leo Fender hatte ein Faible für einfache Dinge und diesen Ansatz fand man auch in der "Stratocaster": Der flache Korpus bestand zunächst aus zwei, später drei Teilen Eschenholz. Mitte der 50er Jahre kam dann auch Erle hinzu. Der 21-bündige Hals wurde aus einem Stück Ahorn gefertigt, in das die Bünde eingelassen wurden.

Bild 4: "Fender Stratocaster" aus den Jahren 1954 (links), 1960 (mitte) und 1970 (rechts)

Als Fender 1958 die "Jazzmaster" einführte, wurde ihr Hals ebenfalls für die "Stratocaster" verwendet. Das vereinfachte die Produktion und bescherte der Strat nun ein Griffbrett aus Palisander. Die Schraube zur Einstellung der Halskrümmung saß nach wie vor im Halsfuß, sodas eine entsprechende Einstellung eine sehr aufwändige Sache war.

1965 wurde Fender an den Medienkonzert CBS verkauft, der mit neuen Ideen und einem rigorosen Sparkurs zu Werke ging. Zunächst wurde die Halseinstellschraube an die Kopseite verlagert und ein neuer Schalter mit fünf statt drei Positionen eingeführt. Damit waren jetzt erstmalig die geliebten "In between Sounds" der Strat verlässlich verfügbar. Darüber hinaus bot man den Hals auch mit einem aufgesetztem Griffbrett aus Ahorn an. Optisch erkennt man diese Instrumente am deutlich vergrößerten Kopf.

Die anderen Veränderungen waren nicht unbedingt sichtbar, führten jedoch schnell zu einer schlechteren Fertigungsqualität und teilweise auch zu einem schlechteren und anderen Klang. Als Beispiel sei hier die Halstasche einer 75er Strat gezeigt:

Bild 5: Halstasche einer 75er Fender Stratocaster (Serial 667914)

Man kann zu Fender stehen wie man will, aber hier scheint eindeutig "Pfusch-Husch" das Motto gewesen zu sein! Vergleichbare oder ähnliche Verarbeitungsmängel finden sich immer wieder in vielen Fender-Gitarren dieser Zeit. Die Instrumente aus der CBS-Ära geniessen unter Kennern folglich keinen besonders guten Ruf.

Mit diesem Verhalten lieferte die Firma den japanischen Herstellern der 70er Jahre natürlich eine Steilvorlage und schon bald konnte man von dort Kopien erhalten, die den Vergleich mit dem Original keinesfalls scheuen mußten und teilweise sogar deutlich besser waren. Dieser Zustand änderte sich erst wieder seit 1985, nachdem CBS Fender an eine Investorengruppe um den Geschäftsführer William Schultz verkaufte. Seitdem wird bei Fender Qualität wieder groß geschrieben.


Die Entwicklung der "Stratocaster" bei Cimar

1975 - 1977

Man findet über die Jahre die ganze Reihe der bekannten amerikanischen Instrumente von Fender, Gibson und anderen im Programm von Cimar, wie es sich zu dieser Zeit für einen "guten" japanischen Hersteller gehörte. Wir wollen uns im weiteren Verlauf jedoch nur auf die Kopien der "Stratocaster" beschränken, die Cimar im Laufe der Jahre auf den Markt gebracht hat:

Der Reigen beginnt mit den Modellen "1940" und "1967", die nachweislich von 1975 bis 1977 produziert wurden.

Bild 6: Cimar Modelle 1940 und 1967 (mitte) aus den Jahren 1975 bis 1977

In der Spezifikation wird sich über die verwendeten Hölzer vornehm ausgeschwiegen. Lediglich beim Modell "1967" wird von einem einteiligen Ahornhals gesprochen. Auch für das Modell "1967ASH" wurde eine Angabe gemacht: Es besaß einem reinen Korpus aus Esche.

Bei Ibanez findet man aus dieser Zeit das Modell "2375". Hier wird ein Korpus aus Mahagoni mit aufgesetzter Birkendecke und Ahornhals erwähnt. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß das Modell "1940" ebenfalls die für eine Strat ungewöhnliche Mahagoni-Birke-Kombination verwendet wurde.

Formal waren diese Cimar-Modelle aus optischer Sicht deutlich näher am Original, denn Fender hat noch nie eine Trussrod-Abdeckung bei der "Stratocaster" verwendet. Ibanez schon!

Preislich bewegte sich die "1940" zwischen 430 DM und 498 DM. Für die "1967" waren sogar 598 DM fällig. Damit sind diese Instrumente deutlich im damaligen Einsteigerbereich angesiedelt.

1979

... hatte man der eigenen Strat ein kleines Facelifting verordnet. Der Korpus wirkte jetzt etwas gedrungener und weicht deutlich von den Proportionen einer "Stratocaster" ab. Hier fand sich auch erstmals ein etwas schlankerer Kopf. Die zwei Instrumente firmierten nun unter der Bezeichnung "XR-Serie".

Bild 7: Die Cimar XR-Serie aus dem Jahre 1979

Laut Katalog verfügt das Modell "2075" über einen Mahagonikorpus der auch mit einer Decke aus "Judas-Wood" versehen sein konnte. Vermutlich wurde die Verwendung beider Hölzer nur durch die Verfügbarkeit bestimmt, wie man es auch noch heute bei verschiedenen Instrumenten von "Epiphone" findet. Das Modell "2076" verwendete wieder die klassische Esche. Beide Modelle wurden mit der sogenannten "XR-Bridge" ausgerüstet, einer speziellen Konstruktion, die Saitenreiter aus Messing enthielt, ein Feature, das normalerweise nur höherpreisigen Instrumenten vorbehalten war.

Bild 8: Die XR-Bridge

Man beachte besonders den oben rechts im Bild erkennbaren "Sure-Grip Knob", wie er seit 1977 in einigen Modellen von Ibanez verwendet wurde. Brücke und Knöpfe passen also eigentlich nicht zu diesen Einsteigerinstrumenten. Auf eine Vibratoeinheit wurde, vielleicht aus Kostengründen, verzichtet.

Die XR-Serie zeigt deutlich den seit dem Lawsuit bei vielen japanischen Herstellern zu beobachtenden Trend hin zu eigenständigen Modellen auf, dem offensichtlich auch Cimar folgte. Man übernahm die bekannte Form und würzte mit ein paar sinnvollen Verbesserungen. Zusammen mit der stetig steigenden Qualität der Produkte war das die Grundlage für den kommenden Erfolg der japanischen Elektrogtarren.

1980 - Endlich was Eigenes

In diesem Jahr findet sich das Modell "2077" als einzige direkte Kopie des Originals. Auch hier wurde wieder Mahagoni oder "Judas-Wood" als Korpusholz verwendet.

Bild 9: Cimar Modell "2077WH" aus dem Jahre 1980

Abgesehen von dem schlankeren Kopf kann man die "2077" als Nachfolger des Modells "1940" auffassen. Leider fehlen genauere Angaben zur Brücke. Klar ist, daß hier ein Vintage-Tremolo eingesetzt wurde. Ob sich darunter jedoch Messingreiter verbergen oder die normalen Saitenreiter aus Blech, läßt sich leider nicht mit Sicherheit sagen.

Eigenständigkeit demonstrierte man bei Cimar mit der neuen "Stinger-Serie", die ebenfalls 1980 eingeführt wurde. Hier hatte der Korpus aus massiver Esche wieder das gewohnten Format der Strat, allerdings wurde der "Stinger" augenscheinlich eine schlankere Taille spendiert. Legt man jedoch den klassischen Korpus einer "Stratocaster" über den einer "Stinger", so erlebt man eine kleine Überraschung. Tatsächlich sind die Unterschiede allenfalls marginal! Die schlanke Taille ist schlicht und ergreifend das Ergebnis einer optischen Täuschung, die durch die konvexe Form des Pickguard über den Tonabnehmern zustande kommt. Durch diesen Trick scheint das Holz des Korpus an dieser Stelle bis zum Rand hin schmaler als beim Vorbild zu sein. Was jedoch auffällt, ist eine leichte Unsymmetrie im unteren Bereich des Korpus, der dort wesentlich runder als beim Vorbild erscheint.

Bild 10: Cimar Stinger-Serie aus dem Jahre 1980

Erstmalig bot man mit dem Modell "2095" auch eine Version mit zwei Humbuckern an und folgte damit dem allgemeinen Entwicklungstrend zur Superstrat, während das Modell "2096" über die drei "klassischen" Single-Coils verfügte. Beide Modelle betraten auch aus elektrischer Sicht Neuland, denn ein Phasenumkehrschalter war bis dahin nur bei wenigen Instrumenten zu finden. Wie schon bei der "XR-Serie" wurde die "Stinger" ebenfalls mit Saitenreitern aus Messing ausgerüstet, wie es zu dieser Zeit auch bei Instrumenten vieler anderer Hersteller der Fall war.

Die "Stinger" ist insofern besonders bemerkenswert, als daß man hier ein Griffbrett mit 22 Bünden verwendete. Alle vorhergehenden Strat-Kopien hatten lediglich 21 Bünde, wie es ebenfalls bei den frühen Modellen der originalen "Stratocaster" der Fall war. Erst Jahre später gab es auch bei Fender Strats mit 22 Bünden. Um aus mechanischer Sicht kompatibel zu bleiben und keine Veränderungen an der Dimensionierung der Halstasche vornehmen zu müssen, wurde einfach das Griffbrett ein wenig über den Halsfuß hinaus verlängert, um Platz für den zusätzlichen Bund zu schaffen.

Bild 11: Halsfuß mit überlappendem Griffbrett für 22 Bünde

Durch diesen kleinen Trick ist es auch heute noch möglich eine "Stratocaster" von 21 auf 22 Bünde umzurüsten, indem man einfach den Hals austauscht.

Wer glaubt, daß die Stinger-Serie einmalig ist, der ist leider auf dem Holzweg, denn auch bei Ibanez gab es 1980 etwas absolut vergleichbares. Die neue "Blazer-Serie":

Bild 12: Die Blazer-Serie von Ibanez aus dem Jahre 1980

Interessanterweise findet man auch hier den schlanken Kopf. Wie bei der "Stinger" gibt es bei der frühen "Blazer" zwei Gitarren und einen Baß.

Über die Frage, wer jetzt bei wem "geklaut" hat, läßt sich mit Sicherheit trefflich streiten, was in Ermangelung weiterer Informationen allerdings zu nichts führt. Tatsache ist, daß beide Hersteller zu diesem Zeitpunkt (wieder einmal) absolut vergleichbare Instrumente anboten, die sie nur in wenigen Details unterschieden.

1981 - 1982: Back to the roots

1982 schien man sich wieder auf die klassische Formen und Features der "Stratocaster" besonnen zu haben. Also 21 Bünde und die originale Form des Korpus. Allerdings wurde für ihn jetzt wieder Mahagoni verwendet.

Bild 13: Cimar Modelle 2070, 2071 und 2072 aus dem Jahre 1981

Hier fällt der "Stinger"-Head des Modells 2072 auf. Die Gitarren sind schon mit dem "Roadster"-Head ausgerüstet. Offensichtlich gab es da noch ein paar Restbestände in der Fabrik...

Aus dem Jahr 1982 steht ein rudimentärer Katalog zur Verfügung. Auch hier ist die "Cimar Electric Serie" vertreten:

Bild 14: Cimar Modelle 2070, 2071 und 2072 aus dem Jahre 1982

Auch bei Ibanez hatte man der "Blazer" ein entsprechendes Facelifting verpaßt. Allerdings behielt man die Elektronik mit einem Lautstärkeeinsteller, einer Tonblende und einem Phasenumkehrschalter bei. Gleiches galt für die Auswahl der Hölzer. Wer sich diese Cimar-Modelle genauer ansieht, dem fällt sofort wieder die große Ähnlichkeit mit der "Blazer" auf.

Bild 15: Ibanez BL-100TV

Neben dem Korpus besteht die größte Gemeinsamkeit bei der Kopfplatte. Hätte man auf einen Hals des Modells "2100" das Decal der "Blazer" aufgebracht, so würde man auf den ersten Blick wahrscheinlich kaum einen Unterschied bemerkt haben. Bei Cimar ging man mit Mahagoni als Korpusholz allerdings einen eigenen Weg. Für Ibanez war Mahagoni, neben Esche und Erle, nur eine von drei Varianten.

Auch die Brücke war bei den Modellen "2070" und "2071" anders konstruiert. Hier ist sie:

Bild 16: Die Fixed-Bridge der Modelle 2070 und 2071

Ibanez machte mit der Fixed-Bridge der "Blazer" eine kleine Anleihe bei der "Telecaster". Allerdings wurde hier für die gesamte Konstruktion ausschließlich Messing verwendet.

Bild 17: Die Fixed-Bridge der "Blazer" (hier eine BL-400)

1983 - Wir sparen, sparen, sparen...

Japan entwickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg zügig zu einem Industriestaat. Seit den 60er Jahren hatte seine Wirtschaft für 30 Jahre immer ein positives und teilweise zweistelliges Wachstum zu verzeichnen. Gerade im Bereich der Elektronik gilt das Land seit den 80er Jahren als Hochtechnologiestandort, der großes Augenmerk auf Automatisierung, Rationalisierung und Qualität legt. Produkte mit dem Label "Made in Japan" gelten seither als absolut hochwertig!

Qualitativ hochwertige Produkte zu einem konkurrenzfähigen Preis anbieten zu können, geht jedoch immer zu Lasten des Gewinns. Die mit dem japanischen Wirtschaftswachstum verbundenen Lohnsteigerungen führten dann zu einem zusätzlichen Kostenproblem, sodas viele japanische Hersteller von Elektrogitarren in den 80er Jahren damit begannen, ihre Produktion in das billigere Korea zu verlagern.

Es scheint angebracht, die Stratocaster-Modelle aus dem Jahre 1983 von Cimar vor eben diesem Hintergrund zu beurteilen. Jetzt tragen die Modelle die Bezeichnungen "2100", "2105" und "2125" und gehören zur "Cimar Electric Guitar-Series". Der Korpus hat wieder eine leichte Modifikation bei den Cutaways erfahren. Er wirkt, zumindest auf den Fotos, wieder etwas gedrungener.

Bild 18: Cimar Modelle 2100, 22105 und 2125 aus dem Jahre 1983

Hier findet sich in den Modellen "2105" und "2125" erstmalig wieder eine Vibratoeinheit. Die Saitenreiter aus Messing wurden ersatzlos gestrichen und durch solche der normalen Bauform ersetzt. Gleichwohl man sich damit wieder deutlich in Richtung originaler "Stratocaster" bewegte, blieb der interessierten Kundschaft der Korpus aus Mahagoni generell erhalten. Interessanterweise wurde hier auf die bei der Strat übliche zweite Tonblende verzichtet. Stattdessen wanderte die Anschlußbuchse in das Pickguard. Mit diesen Veränderungen rückten dieses Cimar Modelle wieder ein Stück näher an die "Blazer" ran.

Die vorgenommenen Änderungen sind sicherlich nicht nur aus ästhetischen Gründen geschehen. Messing-Hardware hat ihren Preis, der nun gespart wurde. Die Verlagerung der Buchse ins Pickguard bei den Modellen "2100" und "2105" vereinfachten die Produktion und sparte die Anschlußplatte für die Buchse und ein Poti weniger sind wieder ein paar Cent mehr in der Kasse. Beim Modell "2155" konnte man sich sogar das Pickguard sparen, da der Korpus ja sowieso komplett lackiert werden mußte und die Humbucker vom Zulieferer vermutlich mit Rahmen geliefert wurden.

Wie man den Kunden diese Einsparungen verkauft, kann man dann im Katalog nachlesen:

...getting back to a basic guitar without all the special electronic circuitry and fancy flashing lights, just pure and simple electric guitar...

So sagt man das also! Wie heißt es doch so schön? "Reden muß man können!"

Damit ist unser kleiner Ausflug in die Geschichte der Cimar-Strat (vorerst) beendet.


Das Geheimnis wird gelüftet

Wer bis jetzt aufmerksam gewesen ist, der wird beim Betrachten von Bild 14 gedacht haben: "Hoppla, die kenne ich doch!" So erging es auch dem Onkel! Und tatsächlich ist in diesem Bild meine "Cimar-Strat" abgebildet. Tatsächlich?

Nun, die Gemeinsamkeiten sind auf den ersten Blick sehr groß, allerdings paßt der Kopf nicht so recht dazu. Sehen wir uns als einmal die Spezifikationen der Modelle "2070" und "2071" laut Katalog an:

Modell Korpus Hals Pickups Controls Vibrato Hardware Preis
2070 Mahagoni Ahorn, geschraubt,
Griffbrett: Ahorn,
22 Bünde,
Mensur 64,8 cm
SSS
3 Single-Coils mit Eisenkernen
und Balkenmagnet aus Ferrit
1 x Volume,
2 x Tone,
1 x PU Selector
- Chrom,
Bridge: Messing
 
2071 Mahagoni Ahorn, geschraubt,
Griffbrett: Ahorn,
22 Bünde,
Mensur 64,8 cm
HH
2 Humbucker
1 x Volume,
1 x Tone,
1 x PU Selector
- Chrom,
Bridge: Messing
 

Tabelle 1: Spezifikation der Cimar 2070 und 2071

Tatsächlich entspricht meine "Cimar-Strat" den eben genannten Spezifikationen. Allerdings verfügt sie über die Kopfplatte der XR- und Stinger-Serie wohingegen die "2070" aus dem Modelljahr 1982 über die Kopfplatte der Blazer- und Roadster-Serie von Ibanez verfügt. Hier ist er:

Bild 19: Der Kopf einer 2070 aus dem Jahre 1982

Und hier zum Vergleich der XR-Style-Headstock:

Bild 20: Der Kopf der Cimar-Strat des Autors

Es handelt sich also um eine eine frühe "2070MH" aus dem Jahre 1981. In diesem Jahr scheint es auch Modelle mit einem Vibrato gegeben zu haben, denn als ich meine Cimar 1983 kaufte, hatte der Händler das gleiche Modell mit Vibrato im Angebot.


Was ha'm wir denn?

Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man sich nach nunmehr 25 Jahren erstmalig so richtig mit seinem Instrument beschäftigt! Aber wie heißt es doch so schön? "Besser spät, als nie!" Fangen wir also an:

Mechanisches:

Von der Optik her ist klar, was man da vor sich hat: Einen waschechten Klon der "Stratocaster". Lediglich der Kopf wurde etwas modifiziert und statt der Vibratoeinheit verfügt die "2070" über eine "Fixed Bridge" mit Saitenreitern aus Messing. Nimmt man das Instrument in die Hand, so fällt einem sofort das Gewicht auf. Mit 4,2kg ist die "2070" ein echtes Schwergewicht, was mit Sicherheit dem massiven Korpus aus Mahagoni zuzuschreiben ist.

Der einteilige Hals besteht aus Ahorn mit einem aufgesetzen Griffbrett aus dem gleichen Holz. Die Breite beträgt gut 40mm am Sattel und 55mm am unteren Ende des Griffbretts. Der Sattel selber besteht aus Plastik, wie es bei einem Instrument dieser Preisklasse durchaus nicht ungewöhnlich ist.

Bild 21: Die Halsbreite am Sattel und am Ende des Griffbrett

Der Hals ist meiner Meinung nach eines der bemerkenswerten Features dieses japanischen Instrumentes. Meine Oakland hatte einen richtigen "Prügel", vermutlich ein fettes C-Profil. Die "2070" verwöhnt den Musiker mit einem relativ dünnen und flachen D. Die Dicke des Halses beträgt am Sattel rund 18mm und wächst bis zum 12. Bund auf 20mm an. Insgesamt also eine sehr bequeme Sache, was seinerzeit für mich der Hauptgrund des Kaufes war. Der Hals liegt einfach gut in der Hand!

Mit diesem Eindruck stehe ich anscheinend nicht alleine, denn bei Harmony-Central kann man in einem Review lesen:

Zitat mick:
The neck and the action are the strong points of this guitar, just beautiful to plan and as good to play as a USA Fender.... the action is a dream and guitar is pretty well finished.

Da die Kopfplatte etwas breiter als der Hals ist, wurde hier ein Stück Ahorn angeleimt, was vermutlich bei vielen Strats so gemacht wird. Er ist deutlich schlanker, als beim Vorbild und in dieser Form auch bei einigen Instrumenten von Ibanez zu finden.

Die Saiten werden von sechs einfachen Mechaniken gehalten, die lediglich durch eine Staubschutzkappe geschützt werden. Das verwendete Material scheint jedoch über eine vernünftige Härte zu verfügen, denn die Mechaniken arbeiten auch heute noch einwandfrei. Der Achsdurchmesser einer Mechanik beträgt 6mm und wird in einer Einpreßhülse gelagert, die in einer 8,5mm Bohrung steckt.

Bild 22: Die Mechaniken der 2070

Der Korpus besteht vollständig aus Mahagoni. Wenn man sehr genau hinsieht, dann ist zu erkennen, daß insgesamt drei Teile verwendet wurden. Das einlagige schwarze Pickguard wird mit insgesamt 8 Schrauben am Korpus befestigt. Fender benutzt hier bekanntermaßen 11 Schrauben.

Bild 23: Der Korpus der 2070 im Dezember 2008

Elektrisches:

Auch im Hinblick auf die verwendete Gitarrenelektronik weicht die "2070" nicht vom Original ab: Ein Lautstärkeeinsteller und je eine Tonblende für den Hals-und Mitteltonabnehmer. Der stets höhenlastige Stegtonabnehmer braucht ja bei Fender schließlich auch kein "Tone".

Die Tonabnehmerauswahl erfolgt mit dem bekannten Blade-Switch mit fünf Positionen, der die für eine Strat typischen Tonabnehmerkombinationen ermöglicht.

Im Inneren findet man drei Potentiometer mit einem Kennwiderstand von 250kOhm und logarithmischer Charakteristik. Irgendwelche Abschirmmaßnahmen sucht man, wie bei so vielen "Stratocasters", leider vergeblich.

Bei den drei Tonabnehmern fällt auf, daß sich auf der Unterseite ein großer "Klotz" befindet. Hier finden wir also eine erste wesentliche Abweichung, denn Cimar verwendet hier, vermutlich aus Kostengründen, balkenförmige Ferritmagnete. In den Spulen selber sitzen also keine AlNiCo-Magnete, sondern jeweils sechs einfache Weicheisenkerne.

Bild 24: Ein Single-Coil der 2070

Man sollte diesem Unterschied allerdings keine so große Bedeutung beimessen. Natürlich hat das Magnetfeld einen leicht anderen Verlauf. Vergleichende Simulationen haben jedoch gezeigt, daß sich die klangrelevante magnetische Breite nicht signifikant verändert. Lediglich die Weicheisenkerne führen zu einem hörbaren Unterschied, denn aufgrund ihrer Leitfähigkeit entstehen dort Wirbelströme, die sich als Dämpfung der Güte auswirken und so die Spitze der Resonanz etwas verringern.

Die Wicklung ist ziemlich massv ausgeführt und offensichtlich gewachst oder in Lack getaucht worden. Mikrofonie kennt dieser Single-Coil also nicht. Das bekannte Brummen natürlich schon, aber wie kann man immer lesen: "Wenn es nicht brummt, ist es kein richtiger Single-Coil!", eine Meinung, die ich übrigens nicht unbedingt teile!

Ich habe die Tonabnehmer vor einiger Zeit im Labor mit Hilfe einer Meßbrücke charakterisiert und dabei folgende Daten ermittelt:

  1. Induktivität: 2,77H
  2. Kapazität: 82pF
  3. Gleichstromwiderstand: 4,74kOhm

Mit der typischen Beschaltung und einer kapazitiven Last von 700pF ergibt sich eine Resonanzfrequenz von 3,155kHz mit einer Spitze von 4,7dB, was einer Güte von 1,67 entspricht. Damit liegt dieser Single-Coil gleichauf mit dem "Tex-Mex Strat Pickup (Middle)" von Fender. Seine Resonanz liegt unter der gleichen Bedingung bei 3,162kHz / 4,3dB. Wenn man sich vor Augen führt, daß Fender in den Tonabnehmern seiner Mexico-Modelle ebenfalls Weicheisenkerne mit zwei darunterliegenden Balkenmagneten verwendet (P-90-Aufbau), dann wird klar, daß die beiden Tonabnehmer absolut vergleichbar sind.


Wie es klingt

Tja, wie klang die "2070" denn damals im Jahre 1983? Heute sind andere Tonabnehmer nebst einer umfänglichen Modifikation der Elektronik im Instrument enthalten. Es ist also nicht einfach den originalen "Sound" zu beschreiben.

Fakt ist, daß ich die Cimar damals gekauft habe, weil ich den Klang einer "Stratocaster" wieder haben wollte und denn hat sie, trotz Mahagonikorpus, auch gebracht. Sie ist nicht so grell schreiend wie eine alte Strat aus den 50ern, was man auch schon den elektrischen Daten der Tonabnehmer entnehmen kann. Ich habe sie in den letzten Jahren immer dann eingesetzt, wenn ich den besonderen Sound einer Strat benötigte. Alte Aufnahmen von diesen Einsätzen habe ich im Moment leider nicht gefunden.

Allerdings gibt es ein Tondokument aus dem Jahre 1984. Hier habe ich die "2070" zusammen mit einem Mesa Boogie Mark II im Ougenweide-Studio in Hamburg im Rahmen eines Chorprojektes kurz gespielt. Hier die Aufnahme:

"2070" goes Solo (1984)

Das war zugegeben nicht ganz "mein" Sound, aber Wolfgang Henko, der das Projekt damals als Tontechniker betreute, wollte das so haben.

Mittlerweile hat meine 2070 - mit neuer aktiver Elektronik bestückt - schon diverse Einsätze hinter sich gebracht und ist so auf Platz 1 vorgerückt. Aufgrund eines stark veränderten Reportoires ist jetzt wieder "clean" angesagt. Kein Problem, sie kann das!

"2070" Clean (2009)

Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe einfach zu viele tolle Gitarren und zu wenig Arme...


Fazit

Mit einem Neupreis von 650 DM gehörte das Modell "2070" von Cimar damals schon zur "Upper Class" der Kopien. Verglichen mit meiner "Oackland" war sie für mich ein deutlicher Fortschritt und hat mich auch zurück zur Strat gebracht. Vergleicht man diese Strat mit der etwas teureren "Blazer" von Ibanez, so ist festzustellen, daß sich die 2070 keinesfalls verstecken muß!

Wer heute speziell nach einer Mahagoni-Strat sucht, der findet hier ein gutes Instrument. Allerdings ist eine Beschaffung heute nicht mehr ganz einfach. Zum einen ist das Angebot auf dem Markt relativ klein und zum anderen scheinen doch einige Leute über die Qualität dieser Instrumente informiert zu sein. Ganz billig wird man also nicht zum Ziel kommen, sondern man sollte sich auf 150 bis 300 Euro gefaßt machen.

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